Einfluss der Haltung auf die Fruchtbarkeit
Faktoren
Bei der Haltung spielen der Deckzeitpunkt, die Ernährung, die Haltungform und die Hygiene eine wichtige Rolle. Diese Faktoren werden nachfolgend näher beleuchtet.

Deckzeitpunkt
Im Jahreswechsel:
Optimal im April bis Juli, dies entspricht dem natürlichen Rhythmus der Stute (Weide mit viel Beta-Karotin, Sonne, Licht und Bewegung). Ein Geburtstermin ab April ermöglicht optimale Aufzuchtbedingungen für das Fohlen (Klima, Weide, Ernährung der Stute).
Im Rosseverlauf:
Optimal 36 Std. vor bis 6 Std. nach dem Eisprung. Da Hengstsamen aber mindestens 48 – 72 Std. befruchtungsfähig ist, genügt eine Belegung der Stute während der Rosse im Rhythmus von 36 – 48 Std.
In der Fohlenrosse:
Die Gebärmutter braucht nach einer Geburt ca. 10 Tage Zeit, um sich auf eine neue Trächtigkeit vorzubereiten. Vor dem 9. Tag nach der Geburt ist eine neue Belegung der Stute nicht zu empfehlen. Stuten, die Probleme bei der Geburt hatten oder eine „frühe“ Fohlenrosse zeigen, sollten erst in der folgenden Rosse gedeckt bzw. besamt werden. Fohlt die Stute erst spät in der Decksaison, wird man versuchen, die Fohlenrosse für eine erneute Belegung zu nutzen, um Zeit zu sparen. Stuten, die viel Milch geben, zeigen sich oft nach der Fohlenrosse bis zum Absetzen des Fohlens nicht mehr (Lakationsanösterie). Auch sie sollten bereits in der Fohlenrosse besamt werden.
Nach einer Bedeckung sind mache Stuten bereits nach 8 – 10 Tagen wieder in Rosse, zeigen also keinen 21-Tage-Zyklus. Durch sorgfältige Beobachtung der Stute in diesem Zeitraum kann man diese Rosse für eine neue Belegung nutzen.
Ernährung
Stuten sollten in Zuchtkondition sein, d.h. weder übermässig fett noch zu dünn. Fette Stuten sollten zu Beginn der Winterfütterung abgespeckt werden und bis zum Jahreswechsel Zuchtkondition erreicht haben.
Einwandfreie Qualität aller Futtermittel ist Grundbedingung in der Pferde-Ernährung. Kontrolle der Zähne einmal jährlich (z. B. beim Impftermin) fördert die optimale Verwertung des Futters. Eine Eiweiss-Überfütterung ist zu vermeiden, da sie den Soffwechsel (Leber und Niere) belastet.
Die Mineralstoff- und Vitamin-Versorgung sichert ein Mineralfutter. Beta-Karotin wird für die Funktion der Eierstöcke benötigt, ist aber im Heu nach dem Jahreswechsel nicht mehr ausreichend vorhanden. Frisches Gras und Grassilage enthalten ausreichend Beta-Karotin.
Zur Aktivierung der Eierstöcke kann ab März ein sog. „Flushing“ durchgeführt werden, d.h. eine Erhöhung der Energie- und Beta-Karotin-Zufuhr über 6 – 8 Wochen:
- Energie: zusätzlich zur normalen Ration 1 kg Körnermais oder zusätzlich zur normalen Ration 0,5 kg Körnermais und 200 ml Speiseöl.
- Beta-Karotin: mind. 500 mg pro Tag, erreichbar über spezielle Zusatzfuttermittel. Diese Massnahme ist nur sinnvoll und wirksam bei Stuten, die nicht zu fett sind.
Stuten im Fellwechsel zeigen im Frühjahr oft noch keinen regelmässigen Zyklus; Fütterung von Mineralfutter, Leinsamen und Bierhefe unterstützen den Fellwechsel.
Haltungsform
Sonnenlicht (Tageslichtlänge) beeinflusst die Aktivität der Eierstöcke der Stute positiv, also das Einsetzen des Zyklus im Frühjahr, sowie den Fellwechsel.
Frische Luft, Sonne, Klimareize, Gesellschaft und viel ruhige Bewegung über den ganzen Tag sind wichtige Voraussetzungen für eine Trächtigkeit bei Zuchtstuten. Untersuchungen haben ergeben, dass Stuten, die in Gruppen gehalten werden, höhere Trächtigkeitsraten haben, als Stuten in Einzelhaltung.
Regelmässiger, ausführlicher Kontakt zu einem Hengst stimuliert die Stute während der Rosse – geduldiges Probieren ist Teil guter Belegungs-Praxis (Wir haben hierfür einen eigenen Probierhengst).
Bewegung fördert den Stoffwechsel von Stute (geregelte Verdauung, aktive Eierstöcke, gute Muskulatur) und Fohlen (straffe Bänder und Sehnen, feste Hufe, Wachstum).
Ein sogenanntes „Lichtprogramm“, das im November beginnt, kann den Beginn der Rosseaktivität der Stute im Frühjahr vorverlegen – für Züchter, die frühe Fohlen haben möchten.
Hygiene
Tägliche Sauberkeit, geringe Staubbelastung und regelmässige Desinfektionsmassnahmen sind Teil guter Stallhygiene. Korrekte Weidepflege mit Nachmähen, Abschleppen und Düngen hält den Wurmbefall der Pferde in Grenzen.
Entwurmen:
Eine Wurmkur sollte 3 – 4 Mal im Jahr durchgeführt werden, auch bei trächtigen Stuten.
Fohlen sind 2 Wochen und 6 Wochen nach der Geburt und danach alle 2 Monate zu entwurmen, bis sie ein Jahr alt sind (später 3 – 4 Mal im Jahr).
Entwurmen der Stute am Tag der Geburt verhindert den frühen Wurmbefall des Fohlens, so dass das Fohlen die ersten Wurmkuren erst im Alter von 4 Wochen und 2 Monaten bekommen muss.
Untersuchung einer Kotprobe auf Wurmbefall einmal jährlich ist eine notwendige Kontrolle der Entwurmungs-Massnahmen.
Impfungen:
Es sollte mindestens eine Tetanus- und Influenza-Impfung erfolgen.
Stuten, die keinen Herpes-Impfschutz haben, sollten im 3./4. Monat sowie im 7./8. Monat der Trächtigkeit gegen virusbedingtes Verfohlen (Virusabort) geimpft werden.
Fohlen sind ab dem 5. Monat gegen Tetanus und Influenza 2 mal im Abstand von 4 – 8 Wochen und ein 3. Mal nach einem halben Jahr zu impfen (Grundimmunisierung), danach weiter nach Angaben des Impfstoffherstellers.